Ein fotografischer Rückblick

Der nächste Amrum Urlaub ist Ende Mai. Bis dahin habe ich mich für ein weiteres Objektiv für meine Kamera entschieden. Nach dem Tamron Zoom Objektiv fehlt noch ein Weitwinkel-Objektiv. Ich habe mich schon ein bisschen schlau gemacht, aber noch keine Entscheidung für ein Objektiv getroffen.

Im Zuge dieser Überlegungen habe ich auch mal meine persönliche, fotografische Historie Revue passieren lassen. Das Fotografieren ist eine Konstante in meinem Schaffen, obwohl ich mich selbst nicht als Fotograf sehe.

 

Eigentlich ist Fotografieren der erste kreative Broterwerb für mich gewesen. Das Schreiben war eher zweitrangig. Damals, als ich in der Übergangsphase zwischen Studium und meinem jetzigen Schaffen für ein lokales Käseblatt gearbeitet habe. 30 Pfennig pro geschriebener Zeile und 32 DM für jedes gedruckte s/w Foto gab es. Mühsam ernährt sich der Dorfpoet.

 

Die Miete meiner ersten bescheidenen Bude konnte ich aber nur zahlen, als ich auch die Apothekennotdienstkalender getippt habe. Da das Käseblatt in sieben verschiedenen regionalen Ausgaben erschien, war das bei ca. 50 Apotheken in den Regionen halbwegs lukrativ.

Fakt ist jedenfalls, dass die Fotos damals noch analog waren. Einmal pro Woche hat dann ein Frührentner mit passenden Chemikalien und improvisierter Dunkelkammer in dem Verlagsgebäude in Siegburg die Fotos der vielen freien Mitarbeiter entwickelt.

 

Im Gebäude am Marktplatz nebenan war das lokale Büro des General Anzeiger. Die Mitarbeiter dort vor Ort schlugen immer zu zweit bei den Terminen auf. Der Fotograf war kurz da für den Schnappschuss - der Reporter blieb länger. Ich jedoch war die Personalunion des Käseblattes. Reporter und Fotograf in einem. Das hat zu ganz interessanten Begegnungen geführt. Der Innenminister mit einem hohen Tier von der GSG 9 in Sankt Augustin, die Bundestagspräsidentin bei einer Arbeitsloseninitiative oder das formidable, am Vormittag schon besoffen auf die Bühne der Turnhalle torkelnde Dreigestirn von Troisdorf Friedrich Wilhelmshütte zur Karnevalszeit. Unvergesslich.

 

Der Bruch kam dann, als ich mit Zigarette im Mundwinkel bei der Jahresversammlung des größten Konsortiums hier vor Ort aufgeschlagen bin und einen auf investigativ gemacht habe. Ob man die Gewinne, die man erwirtschaftet hatte auch an die Kunden weitergeben werde, war mein Einwand. Die Herrschaften mochten das jedoch nicht, waren sie doch die größten Anzeigenbeschaffer meines Käseblättchens - die Reaktion bei meiner Rückkehr zum Käseblatt war entsprechend. „Der Herr Z. [Verlagschef] will Sie sofort sprechen, Herr Killert.“ – Tja, meine investigative Art hatte einige Anrufe produziert. Das bedeutete: Apothekennotdienstkalender. Lebenslänglich.

 

Warum ich das ausgerechnet jetzt schreibe? Nun, die fotografischen Apparaturen sind so etwas wie Konstanten in den letzten 25 Jahren.

 

Alles begann mit einer analogen Spiegelreflex-Kamera der Marke „Pentax“, gekauft von dem Geld irgendeines Ferienjobs Anfang der 90er Jahre. 400,- DM hat das Ding gekostet – den Fotoladen, in dem ich das gekauft habe, gibt es schon seit bestimmt 15 Jahren nicht mehr.

 

Erst ab 1996 ist diese Kamera dann bei meinen Aktivitäten für das Käseblatt richtig zum Einsatz gekommen. Das war damals ein teurer Spaß. Die s/w Filme mit hohem ISO Wert musste ich vorab kaufen (das Käseblatt konnte nur s/w Bilder verarbeiten) und ein Blitzlicht konnte ich mir nicht leisten. Aber ich habe damals schon einige grundlegende Dinge gelernt. Leider habe ich diese Kamera nicht mehr – die habe ich irgendwann entsorgt.

 

 

Aber denke ich zurück an diese Zeit, dann erinnere ich mich immer an die besagten Kollegen vom General-Anzeiger nebenan. Da gab es einen, regional sehr bekannten Fotografen, der sich eine der ersten digitalen Kameras gekauft hatte. In deren Boden konnte man – wirklich wahr – eine 3,5“ Diskette als Speichermedium einführen. Damals habe ich auch das erste Mal eine vernünftige Bildverwaltung an einem PC gesehen.

Meine erste digitale Kamera habe ich mir dann für meinen ersten Besuch in den USA gekauft. Das war eine FinePix2800ZOOM mit 2,1 Megapixeln und einem Objektiv mit einem 6fach optischen Zoom. Das war damals High-End. Wenn ich mir meine Fotos aus dieser Zeit anschaue, dann bin ich mit der Qualität nach wie vor zufrieden. Als Speichermedium gab es eine Smart-Media Karte - dafür gibt es heute nur noch bei eBay Reader zu kaufen.

 

Fotos, die ich mit dieser Kamera gemacht habe, finden Sie in meinem flickr-Account in diesem Album.

Dann kam damals aber sehr schnell die nächste Kamera. Die Sprünge, die damals bei den Megapixeln gemacht wurden, waren enorm, so dass die Panasonic Lumix DMC-FZ30 schon 8 Megapixel und einen 12fach optischen Zoom hatte. Das Objektiv war fest verbaut, die Kamera hatte aber ansonsten alle Eigenarten einer Spiegelreflex Kamera. Die Auswahl der Einstellungen, also die bekannten drehbaren Knöpfe oben auf der Kamera, entwickelten sich damals zum Standard. Im Grunde hat sich an diesen Grundfunktionen bis heute nichts geändert. Natürlich haben die Kameras heute mehr Funktionen und das integrierte Display ist heute nicht mehr nur ein nettes Feature sondern ersetzt den Blick durch den Sucher heute komplett. Die Bildqualität dieser Kamera war exzellent.

Danach folgten zwei Kompaktkameras von Sony. Zunächst die Sony Cybershot HX5V und einige Jahre später das Nachfolgemodell HX50. Beide Kameras sind sich in Funktionsumfang und Bedienung sehr ähnlich. Die HX50 ist die Kamera, mit der ich mit Abstand die meisten Fotos gemacht habe. Mehrere tausend Amrum Fotos mit einer Kompaktkamera, die einen 30fach(!) optischen Zoom und 20 Megapixel hat – absolute Begeisterung bis heute. Die Kamera kann in der Bildqualität locker mit Spiegelreflexkameras mithalten. Was mich besonders begeistert hat waren die vielen kleinen „Unfälle“ denen die Kamera ausgesetzt war und die sie auf unerklärliche Weise überstanden hat. Ich habe beispielsweise mal den entgegenströmenden Sand auf Amrum bei starkem Wind direkt über dem Boden festhalten wollen, als die Kamera in den Sand gefallen ist. Beim Einfahren des Objektivs hat es wochenlang mächtig geknirscht, zunächst ließ sich die Kamera gar nicht mehr starten. Aber das war egal – nach einigen Versuchen funktionierte die Kamera nach wie vor.

Jetzt aber, seit knapp einem Jahr, ist die Nikon 5300D meine Kamera. Ich habe damals überlegt, ob ich mir eine Kamera des Marktführers Canon kaufen sollte. Die Nikon habe ich mir gekauft, weil es sie zu einem unschlagbaren Preis mit einem NIKKOR Allround Objektiv gab. Vor einem halben Jahr kam ein Zoom Objektiv von Tamron hinzu. Das ist für meine Fotos auf meiner Insel eine sehr gute Ergänzung. Was jetzt noch fehlt ist ein Weitwinkel-Objektiv.

Dass so ein Objektiv fehlt merkt man, wenn man sich mit der Fotografie intensiver auseinandersetzt. Man stellt fest, dass der Bildausschnitt einer weitläufigen Landschaft mit dem Zoom-Objektiv bei niedrigster Brennweite extrem beschränkt ist. Auch ein Allround-Objektiv zeigt nicht das, was das Objektiv meiner Kompaktkamera eingefangen hat. Es fehlt außerdem an Schärfe. Das merkt man dann, wenn man aus der Not eine Tugend machen möchte und viele Einzelbilder zu einem Panoramabild zusammensetzen möchte. Vergrößert man das Bild merkt man doch, dass eine Spiegelreflex-Kamera mit einem einfachen Objektiv eben doch nicht das kann, was man erwartet. Schaut man dann Referenzbilder von gewünschten Weitwinkelobjektiven an, dann weiß man eben, was fehlt.

 

Kein Objektiv ersetzt jedoch die Praxis. In den seltensten Fällen liegt es an Kamera oder Objektiv, wenn das Bild scheiße ist. Übung macht den Meister. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Einstellungen von Blende und Verschlusszeiten auf das Bild auswirken. Immer gibt es bei der Auswertung der Meta-Daten in der Bildverwaltung einen A-ha Effekt.

 

Im Mai gebe ich dann preis, welches Weitwinkel-Objektiv auf Amrum zum Einsatz kommt. Das ist dann das nächste, kleine Kapitel in meiner fotografischen Historie.