Abstrakt

Ich hatte jetzt einige Monate Nextflix abonniert und mir ganz bewusst einige Perlen rausgesucht. Eine dieser Perlen hat nichts mit den bekannten Serien von Netflix zu tun, sondern ist eine Dokumentationsreihe, die ein wenig den Horizont erweitert. Als jemand, der gerne mehr Talent für grafische und fotografische Dinge hätte, ist die Doku-Reihe „Abstrakt“ der Grund dafür, drei Namen berühmter Künstler entdeckt zu haben, die mir bisher nicht geläufig waren, die man aber nicht nur kennen sollte, nein man muss diese Namen kennen, denn ihre Kunst ist absolut jedem bekannt. Die Namen sind Christoph Niemann, Platon und Paula Scher. Die Doku-Reihe stellt sieben weitere Künstler vor, die ich hier jedoch nicht erwähne, weil sie als Modedesigner, Architekten oder Automobildesigner nicht so in mein Interessengebiet passen.

Christoph Niemann

 

Der 1970 in Waiblingen geborene Christoph Niemann gehört sicher zu den gefragtesten Illustratoren weltweit. Cover des New Yorker, Google Logos und zahlreiche Bücher haben international anerkannte Maßstäbe gesetzt. Dass die Dokureihe mit eben diesem Christoph Niemann beginnt, passt zu dem Konzept der Reihe. Denn abstrakter als das, was Christoph Niemann produziert, geht es nicht. Nicht selten werden Alltagsgegenstände in seine Bilder eingebaut. Ein Tintenfass wird zum Kameraobjektiv, ein Filzstift zum Holzbein oder ein Buchrücken zum Katzenschnurrbart. Niemann reduziert ein Bild auf das Wesentliche – besonders gelungen bei seinen Trump/Clinton Illustrationen während des letzten Wahlkampfs in den USA.

 

 

Illustration bedeutet für Christoph Niemann nicht nur das handwerkliche Zeichnen auf Papier. Viele seiner Arbeiten sind Animationen. Einen schönen Überblick sehen Sie auf der Instagram-Seite des Künstlers und auf seiner offiziellen Webseite.

Platon

 

Wenn es einen Fotografen gibt, der dem großen Anton Corbjin das Wasser reichen kann, dann der große Portrait-Fotograf Platon, der sie schon alle vor der Linse hat. Staatsmänner wie Putin, Obama oder Clinton werden ikonografiert und unverwechselbar für die Ewigkeit konserviert.

 

Sehr interessant ist die Technik, die von Platon genutzt wird. Er fotografiert analog und nutzt immer das gleiche Kameramodell, von dem mehrere mit verschiedenen Filmtypen bereitstehen. Dann wird das analoge Bild mit einem speziellen Scanverfahren digitalisiert und schließlich beginnt die eigentliche Bearbeitung am Bildschirm. Jeder Aspekt eines Bildes wird dabei digital entwickelt. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass man sich als Fotograf auf das Objekt konzentriert ist und nicht permanent die sofort verfügbaren digitalen Fotos prüft.

 

 

Platons Arbeit beschränkt sich nicht nur berühmte Menschen. Bei einem Fotoprojekt für das Time-Magazine unterstützt er in Afrika den Mediziner Denis Mukwege, der vergewaltigte Frauen und deren Kinder betreut. Platon hat in diesem Projekt diese Frauen porträtiert – von unsagbarem Leid gequält und dazu verdammt mit Traumata zu leben. Mit Kindern, die diese Frauen dennoch lieben. Eine für die zivilisierte Welt kaum vorstellbare Lebenssituation, die Platon da eingefangen hat.

 

Homepage von Platon

Seine berühmten Portraits

 

 

Paula Scher

 

Auch die Arbeit von Paula Scher ist jedem von uns schon einmal begegnet. Das Logo von Microsoft Windows 8, Microsoft Office, das Logo der CitiBank, Arbeiten für Tiffany´s und für viele andere Schriftzüge, die uns im Alltag begegnen stammen von Paula Scher. Kunst ist Abstraktion und Paula Scher nutzt als Mittel nur Schrift, Schriftart, Farben und Proportionen. Wer also lernen möchte, wie diese einfachen Elemente interagieren, unauffällig und doch einprägsam, der sollte sich von Paula Scher inspirieren lassen.

 

 

Paula ist Partnerin bei „Pentagram“ einem Zusammenschluss von bekannten Designern, die ihren Sitz in New York hat. Paula und ihre Kollegen entwerfen dort das, was uns dann im Alltag begegnet. Sogar hier in Deutschland, spätestens, wenn wir am Bahnhof ankommen und uns Werbeplakate auffallen. Es ist die Magie des Zusammenspiels von Typographie und Semiotik – wie bleibt etwas hängen ohne das es auffällt? Wie schafft es einfaches einen bleibenden Charakter.

 

Paula Scher bei Pentagram