#advancedemphathygap

Ich habe einen Lesezeichen Folder mit einer ganzen Reihe von Links zu Bloggerinnen gefüllt – vor Jahren mit dem Hintergrund, Buchbloggerinnen als potenzielle Werbepartnerinnen zu suchen. Man erkennt dann sehr schnell Trends und eine Vernetzung. Und damit eine Ansprache halbwegs gut rüberkommt, versteht es sich von selbst, den jeweiligen Blog zu verfolgen. Persönlichkeit erfordert Persönlichkeit – man muss schon Zeit investieren, um einen Menschen kennenzulernen.


Der Einwand, der nun folgen muss, ist so absurd, wie die Zeit, in der wir leben. Natürlich kann man einen Menschen nur bedingt über seinen Blog kennenlernen. Bei den Bloggerinnen aus meinem Lesezeichenfolderzirkel geht das schon mal überhaupt gar nicht.


Aber man lernt doch einen gemeinsamen Nenner kennen, den ich am liebsten ´Zeitgeist´ taufen würde. Denn es ist sehr oft – nicht immer, es gibt Ausnahmen von fleißigen, kompetenten Buchbloggerinnen – die Inszenierung des belanglos Absurden. Absurd deswegen, weil es diese Belanglosigkeit ist, die bleiben wird. Das ist längst kein Phänomen mehr. Es ist der Antrieb von auf Smartphones starrenden Frauen, von denen nichts Wesentliches mehr auf dieser Welt noch anwesend ist. Menschen, die man deswegen nie vergessen wird, weil sie nie wirklich gewesen sind.

Hier zwei kleine Auszüge aus meinen festgehaltenen Eindrücken. Wahrhaftig, ein Kampf um Worte. Und bevor sie diesen Kampf lesen: Es gibt ganz sicher auch ähnlich eindringliche Beobachtungen, die man zu männlichen Vertretern dieser Generation machen könnte. Bitte dazu den Blog der nächstbesten Dorfpoetin suchen und lesen und sich nicht über eine deckungsgleiche Beschreibung von Männlichkeit wundern.

Willkommen bei Instagram
(...) ... und hinter jeder Inszenierung, hinter dem Drapieren von Tinnef, die Leere, das Farblose des Lichts. Stetiger Konsum, zur Schau gestellt, der HAUL, der die Leere einer Gebärmutter ausfüllt, das verborgene Selfie eines Selfies in selbsttotgemachten Erwartungen. Auswurf einer abgetriebenen Sehnsucht. Dutzende passende Fotofilter, sich aus dunklen Seelen heraus spiegelnde Sonnenuntergänge, als ironische Schimmer weiblicher Zartheit. Der Urlaub in einer Hotelanlage ohne Drang nach draußen –  Augen, die vorgaukeln wollen, sie hätten etwas von der Welt gesehen, stumme, dick bemalte Lippen, herbeigezwinkert in aberwitzigen Wimpern und endlosen Follow-Thumb-Ups, von denen es ja niemals zu wenige sein dürfen. Product Placed fotografiertes Essen. Food Haul. LowCarb aktuell, ToxFree als nächster Trend sich abzeichnend als #Tag.
Dort schafft das LED Licht des Smartdevices einen ganz besonders farblosen Glanz. Er zeigt die pseudokreativ übertünchte totale Einsamkeit, als wäre sie der Wunsch, die ganze Leere der Welt möge mich doch auffressen ... . (...)

Der zermürbte Geist
(...) Der zermürbte Geist sucht nicht länger nach Ursachen. Angekettet, müde, liegt er unfrei in einer Dunkelkammer. Es tropfen analoge Erinnerungen in seinen Schoß, auf seine Stirn.
Um ihn herum froschartige Wesen, die nicht mit ihm reden, ihn nur anschauen, manchmal übertrieben unwirklich lachend, lautlos die Lacher als Smilies ins Gesicht haltend. Wesen die aber immer so tun, als gehörten sie wahrhaftig dazu, als würden sie kontrollieren, was sein darf und was nicht.
Es ist, als würde der unfreie Geist wild fuchtelnd, gestikulierend sagen, ihm seien die Hände gebunden, während die froschartigen Wesen umher auch noch die letzte Luft wegessen und mit Zaunpfählen einen Weg herbeiwinken, der in tiefe, dunkle Vergangenheit führt. Blass die einstigen Lichtblicke, damals als die unaufgebrauchte, anstehende Zeit, die Zukunft, noch Hoffnungen barg. Der Geist wird unfrei, wenn eine Zeit ihn dazu zwingt, an dummen Sehnsüchten zu verhungern. (...)