Hey Google

Seit einigen Monaten sind sprachgesteuerte Lautsprechersysteme ein großes Thema. Als Einstieg in das Smart-Home konkurrieren Google und Amazon um die Marktanteile. Das Prinzip ist bei beiden das Gleiche: Ein oder mehrere Empfangsgeräte – in jeweils kleiner oder großer Ausführung – sind miteinander im WLAN gekoppelt. Per Sprachsteuerung weist man das Device an, Radio zu streamen, Musik zu spielen, Termine vorzulesen, Nachrichten und Wetterbericht kundzutun usw. . Hat man kompatible Geräte wie etwa Thermostate, Lampen, Wetterstationen etc., dann ließen sich diese ebenfalls über die Lautsprecher steuern.

 

Ich habe jetzt ein Google Home Mini, d.h. ich habe mich gegen Amazon entschieden. Das liegt vor allem daran, dass ich bei Google Play Musik meine eigene Musik hochladen kann, ohne Speicherressourcen in der Cloud zu belegen. Die Funktion hatte Amazon abgeschafft. Natürlich macht so ein Lautsprecher erst richtig Spaß, wenn man unbegrenzten Zugriff auf die 40 Millionen Titel hat, wenn man also ein Abo abschließt. Dennoch ist es sinnvoll, eigene Musik hochzuladen, denn mir ist aufgefallen, dass oftmals ältere Maxi-Versionen nicht zur Verfügung stehen. Als Beispiel nenne ich hier drei Maxi-Singles von Depeche Mode aus dem Jahr 1983, die neben den regulären Maxis erschienen sind und jeweils fünf Live-Versionen enthalten. Hat man alle drei Maxis, dann hat man ein Konzert aus dem Jahr 1983, als die Band noch am Anfang ihrer Karriere stand. Diese Live-Versionen finde ich nicht in meinem Musik-Abo. Also digitalisiert man die eigenen CDs und fügt sie der Sammlung hinzu. Das geht bei Google sehr gut.

 

Ich habe mich für den Google Mini entschieden, weil ich als Endgerät ein Harman/Kardon Lautsprecher habe, der klanglich perfekt ist. Der Google Mini hat einen eigenen Lautsprecher, der zum radiohören ausreicht. Ich wollte aber kein Geld für ein komplett neues Lautsprechersystem ausgeben. Auch hier gibt es eine exzellente Lösung. Neben dem Chromecast zum Streaming auf den Fernseher gibt es auch einen Chromecast Audio. Das ist ein universeller Google Adapter, der sich an jedes Gerät mit Klinkenstecker anbringen lässt. Über das Tablet in der Google Home App benenne ich beide Geräte, Home Mini und Chromecast Audio, eindeutig. Dann koppele ich beide Geräte und kann dann alles auf meinem Harman/Kardon Lautsprecher hören.

 

 

Es stellen sich jetzt zwei Fragen. Zum einen nach dem praktischen Nutzen und nach der Sicherheit. Die Frage nach der Sicherheit kann man schnell beantworten. Wer Angst hat, dass Google alles mithört – der Lautsprecher muss ja ständig online sein, damit das Prinzip funktioniert – der sollte auch kein Handy in seiner Wohnung rumliegen haben. Oder einen PC. Oder ein SmartTV. Wenn Google (oder Amazon) mithören will, bräuchten sie dafür keine Lautsprecher. Kurz gesagt: Wer den eigenen Datenschutz jetzt erst an diesen Lautsprechern festmacht, hat die letzten Jahre gepennt.

Der praktische Nutzen beschränkt sich derzeit noch auf etwas mehr als Spielerei. Einige Dinge sind echt verblüffend:

„Hey Google, spiele das Album Tactical Neural Implant von Front Line Assembly auf Harman“ – diesen phonetisch doch recht komplexen Satz versteht Google auf Anhieb und spielt das gewünschte Album.

 

„Hey Google – Brauche ich heute einen Regenschirm?“ – Google liefert einen aussagekräftigen Wetterbericht.

„Hey Google – Was ist Nemesis?“ - Diese Frage habe ich gestellt, weil ich derzeit ´Nemesis´ von Philip Roth lese. Antwort sind die ersten Zeilen aus Wikipedia.

 

Radio wird über TuneIn gespielt. Google erkennt neben den gewöhnlichen Radiosendern auch exotisches wie „Syltfunk“ oder Radio Bonn/Rhein-Sieg.

 

Was (noch) nicht funktioniert: es geht bisher noch nicht, einen Termin in einem Google Kalender einzutragen. Man kann mit „Hey Google, was steht an?“ Eine Übersicht über die eigenen Termine bekommen, aber nichts im Kalender verändern. Man kann auch auf die eigene, hochgeladene Musik derzeit nur über eine angelegte Playlist zugreifen. Das ist noch zu umständlich. Und wenn ich einen Wecker stelle, kann ich noch nicht angeben, wie ich geweckt werden will (mit Radio oder Musik oder Signalton).

 

Aber alleine zum musikhören und als Radio ist dieser Lautsprecher mehr als eine Spielerei. Statt sich durch endlose Playlist zu tippen/klicken sagt man einfach, was man hören möchte und das klappt fast immer reibungslos. Auch „Hey Google, spiele Piano Jazz zum Arbeiten“ veranlasst Google genau die richtige Musik einzuspielen.

 

Also vorläufiges Fazit: eine nützliche Spielerei, die jeden Tag weiter entwickelt wird. Ein Gerät, bei dem man jetzt schon seinen nostalgischen Charakter spüren kann. Wie amüsant werden solche Geräte in einigen Jahren wohl sein mögen.