Binäres Entertainment

Seit Monaten vorbereitet und geplant – jetzt ist es so weit. Ich spiele gerade den "Windows-Excel-Powerpivot-Entertainer" in der Importbuchhaltung meines Arbeitgebers, dem Paketdienst mit den braunen Autos. 60 MitarbeiterInnen werden in drei Schulungen á 5 Stunden von mir entertained. Die ganze Aktion dauert zwei Wochen.

Das bedeutet eine Menge Vorbereitung und Gedanken zur richtigen didaktischen Vorgehensweise. Leider weiß ich schon jetzt, dass bei einigen das Gelernte schnell wieder verpuffen wird – nicht, weil das Interesse fehlen würde, sondern die Bandbreite dessen, was man vermittelt ist nicht speziell genug und der Korridor zwischen Abstraktionsfähigkeit und Kreativität geht verloren. Das höre ich dann sehr oft – man vergisst alles wieder so schnell, wenn man nicht damit arbeitet.

Natürlich hängt das auch von mir als Trainer ab. Ich habe einen Computer zerlegt, zeige Fachbücher, die ich mir selbstverständlich angeschaut habe und die ich empfehlen kann und erkläre auch, wie man mit so etwas wie Excel im Alltag nutzen kann. Auch eine kurze Geschichte der Computerentwicklung der letzten 30-40 Jahre gehört dazu, mit den passenden Fotos aus der Jobs/Wozniak Garage oder aus dem Deutschen Museum mit Handschriften von Leibniz und dem Nachbau seiner ersten binären Rechenmaschine.

Und – das Ganze ist anstrengend, wird aber von Schulung zu Schulung leichter, weil Routine eintritt. Man kennt den zeitlichen Ablauf, ist erstaunt, dass für einige Bereiche weniger Zeit bei draufgeht, als bei anderen und kennt auch die Umwege, die man beim ersten Mal gegangen ist. Eines habe ich gemerkt – je mehr praktische Übungen man anbringt, desto besser lässt sich der Stoff vermitteln. Aber genau das ist wirklich anstrengend – drei Schritte vorwärts, zwei zurück, während die einen schon vier Schritte weiter sind und andere noch am Anfang. Das ist kein Vorwurf, schließlich interessiert sich nicht jeder gleich für das Thema und hat dafür andere Stärken. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass die älteren Semester die Frage „Wieviele Fotos mit 5MB passen auf ein Handy mit 32 GB Speicher“ schneller im Kopf ausgerechnet haben, als ich den Teilnehmern zeigen konnte, wie sie die Zehnertastatur und den Windows Calculator nutzen können. Wissen für alle gleich zu vermitteln, ist eine Kunst. Macht bei 30°+ in einem stickigen Schulungsraum aber nur mäßigen Spaß – für mich, wie auch für meine „Opfer“.