Replikanten vs. Hosts

Ein Thema, zwei Umsetzungen – einmal gelungen, einmal misslungen ... .

 

Richtige Nerds und Kinder der 80er Jahre können anhand der Überschrift schon erraten, worum es geht. Es geht um dasselbe Science-Fiction-Thema. Die Menschen erschaffen künstliche, computergesteuerte Geschöpfe mit einem Bewusstsein, die optisch von Menschen kaum mehr zu unterscheiden sind. In „Blade Runner“ (1982) waren es die Replikanten, auf die Harrison Ford Jagd machte, nur um sich am Ende in eine von ihnen zu verlieben. In „Westworld“, einem Film aus dem Jahr 1973 mit Yul Brynner, sind die mechanischen Menschen gefangen in einem Wildwest-Szenario. Die reichen Besucher können mit diesen „Hosts“ machen, was sie wollen. Und so werden die meisten für sexuelle und gewalttätige Fantasien ausgenutzt, nur um nach einem Reset am nächsten Tag wieder in die Storyline gesetzt zu werden. „Hosts“ und „Replikanten“ sind die Sklaven der Menschen, in beiden Filmen. Und in beiden ist das Thema eine herannahende Revolution und ein Aufbegehren dieser Geschöpfe, die doch - man ahnt es – ein Bewusstsein entwickeln.

 

Trailer zu „Blade Runner“ (1982)

 

Beide Projekte haben jetzt Fortsetzungen bzw. Neuauflagen erfahren. Die Fortsetzung von „Blade Runner“ knüpft an das Original an und spielt 30 Jahre später in seiner weiterhin dystopischen Welt. „Westworld“ ist eine HBO Serie mit Starbesetzung, u.a. Anthony Hopkins als Schöpfer der Hosts von „Westworld“. Diese Serie wurde jetzt um eine zweite Staffel ergänzt.

 

Ich muss gestehen, dass ich jetzt erst den ersten „Blade Runner“ aus dem Jahr 1982 gesehen habe. Ich kannte den Film nicht, wollte ihn aber immer mal gesehen haben. Die Machart von Ridley Scott wirkt natürlich aus heutiger Sicht streckenweise ein wenig niedlich, wenn man bedenkt, dass dieser Film aus dem Anfang der 80er Jahre einen Ausblick in die Zukunft von 2019 geben sollte – eine Zukunft die längst da ist. Andererseits kommt der Kultstatus dieses Films nicht von ungefähr. Fantastische Bilder, eine einzigartige Stimmung des Genres „film noir“ – sehr düster, sehr einprägsam und voluminös. Die Handlung selbst, die vielen verqueren Dialoge, sie sind Kult, wenn man sich an sie einmal gewöhnt hat.

 

Die Fortsetzung mit Ryan Gosling und Harrison Ford war ein echt gewagtes Unternehmen, das eigentlich nur Scheitern konnte, allerdings war Ridley Scott in die Handlung irgendwie als Producer involviert. Aber – das Unmögliche ist geglückt. Ich habe noch nie eine so gute, so stimmige Fortsetzung eines solchen Klassikers gesehen. Dem Film gelingt es tatsächlich, die Stimmung des Vorgängers perfekt aufzunehmen und ihn mit neuen technischen Möglichkeiten zu hofieren. Man fragt sich, wo die letzten 30 Jahre geblieben sind. Auch die Handlung ist sehr stimmig und passend zu dem Original. Den Machern gelingt es, mit den Ahnungen vom Ende zu spielen und setzen ein stimmiges Ende der Geschichte. Die fast drei Stunden dieses Films vergehen wie im Flug. Auch hier wieder tolle, voluminöse Bilder einer noch düsteren Zukunft.

 

Trailer zu „Blade Runner 2049“

 

Ganz anders bei „Westworld“, wobei ich hier gar nicht auf den Vergleich zum Original, sondern nur zur Serie an sich Stellung beziehen möchte. Ich nehme es vorweg: Ich habe selten so eine öde Serie gesehen, völlig überbewertet und langweilig. Man wollte dieses interessante Thema aufnehmen, den armseligen Voyeurismus einer nach platzenden Schädeln gierenden Gesellschaft („Walking Dead“- Schwachsinn) bedienen und diese Mixtur als neues Flagschiff von HBO etablieren, da ja das Ende von „Game Of Thrones“ naht. Herausgekommen ist langatmiger, pseudo-intellektueller Splatter-Fiction Schrott. Es reicht, wenn man die erste Folge und die letzte der ersten Staffel schaut. Ja und am Ende kann man sich nicht sicher sein, wer ist „Host“ und wer ist Mensch. Mich macht das nicht neugierig. Selbst Anthony Hopkins wirkt hier blass und Ed Harris, den ich sonst ganz klasse finde, hat seiner Karriere mit der Rolle des superreichen Alt-Herren-Cowboys in Vergangenheit und Gegenwart der „Westworld-Welt“ keinen Gefallen getan. Ein Yul Brynner für Arme. Ich habe die 14,95 EUR für die erste Staffel als Fehlinvestition abgehakt. Und hätte ich sie in physischer Form als DVD erworben, dann gäbe es niemandem, den ich so sehr nicht leiden kann, als das ich die Serie weiterverschenken würde. Trotzdem, auch hier ein Trailer: